Intensivpädagogik im sonderpädagogischen Unterstützungsschwerpunkt EsE
Unser Weg: Intensivpädagogische Förderung gemäß § 15 AO-SF-NRW
durch:
HaPAL = Handlungs- und projektorientiertes Arbeiten und Lernen an der Petrus-Damian-Schule, Warburg
Gemeinsame Merkmale der Kompetenzentwicklung in allen
Schwerpunkten des Gesamtsystems HaPAL
- Erfahrungsfelder für soziales und emotionales Lernen
- Ermöglichung auch basaler Entwicklungsfortschritte durch angepasste Regeln, Rituale, Resonanzsysteme (Feedback) und verlässlichen Rhythmus
- Dosierte Schüler-Beteiligung und –Verantwortungsübernahme
- Ableitung der nächsten Kompetenz-Entwicklungsaufgaben aus dem verdichteten und reduzierten Förderplan
- Krisenintervention über Feedback-Systeme und die „Schulstation“
- Eigengestaltung der HaPAL-Räume als Kombination von Lern- und Arbeitsraum
- Integration der basalen fachlichen Kompetenzerwartungen in die Projektaufgaben
- Differenzierte Zusatzanforderungen in Neigungsfächern durch Lehrgänge und Fachprojekte
- Entwicklungsangepasste Steigerung von Verantwortung, Wahlmöglichkeit, Selbststeuerung und Aufgabenniveau, bei gleichzeitiger Reduktion von disziplinaren Strukturvorgaben, Kontrolle, Aufsicht (bis hin zum Sichtkontakt) und Beschränkungen der Gruppengröße
- Motivation durch Handlungs-, Erlebnis-, Bewegungs- und Praxisanteile in den HaPAL-Schwerpunkten
- Anreiz durch angepasste Präsentationsformen und Außenwirkung
- Abgestimmte Dosierung von Lern- und Projektzeiten, Phasendauer und zugelassenen Lern- b.z.w. Arbeitsmitteln
- Projektpartnerschaft mit der Jugendhilfe (Jugenddorf Petrus Damian) besonders bei Absentismus, Rabotti Beschäftigungsangeboten, Anti Gewalttrainings, Drogenprävention, Sicherheitspartnerschaft mit Polizei etc.
- Überschaubare Gruppengrößen und intensivierte Aufsicht zur Vermeidung von Selbst- und Fremdgefährdungen b.z.w. Weglaufen
Aktuelle Einzelschwerpunkte des Systems HaPAL (in Auswahl)
Siehe ausführliche Beschreibungen der Einzelbausteine
Strukturelemente intensivpädagogischer Förderung
Diagnostik
Es werden alle denkbaren quantitativen und qualitativen Verfahren der Beobachtung, Einschätzung (Ratingskalen) und Testung eingesetzt, um den intensivpädagogischen Bedarf individuell zu ermitteln.
Sie werden aus der AO-SF-Diagnostik und der für den Förderplan fortlaufend eingesetzten allgemeinen Förderdiagnostik weiterentwickelt.
Die (Klassen-)Übersicht „Individuelles Umfeld der intensivpädagogischen Förderung“ ist ebenso Teil der Feststellungen wie die jugendhilflichen und kinder- und jugendpsychiatrischen Untersuchungselemente bzw. Diagnosen (s. Beratung).
Idealerweise entsteht eine dem verdichteten und komplexen Unterstützungsbedarf entsprechende Stufenfolge meiner dichter werdenden Beobachtungen
Beratung
Intensität, Dauer und Umfang einer intensiven Unterstützung drückt sich automatisch auch in einem dichteren Beratungssytem der Lehrkräfte aus:
- Kollegiale Fallberatung vierzehntägig innerhalb der altersbezogenen
Kooperationsstufen (im Wechsel mit Stufen- bzw. Gesamtkonferenz)
- Obligatorische Teilnahme an jugendhilflichen Hilfeplanungs- und Krisengesprächen
Beteiligung an Eingangs-, Zwischen- und Abschlussgesprächen bei teil- und
vollstationären Maßnahmen der Kinder- und Jugendpsychiatrie
- Situationsbezogene Beratung mit Jugendgerichtshilfe, Schulpsychologischer
Beratungsstelle, Suchtberatung und Jugendämtern
- Kollegiale Hospitationen als Hauptstrukturelement der Teilnahme des Kollegiumsam
Landesfortbildungs- und Schulentwicklungsprojekt „Vielfalt fördern“ im Rahmen
der Kooperation der Stufenteams (s. dazu auch 3.3 „Fortbildungsbedarf“)
Letztlich findet die Zuordnung von Schülerinnen und Schülern mit überdurchschnittlichem Unterstützungsbedarf durch intensivpädagogische Förderung innerhalb der jeweiligen Stufenteams nach Fall-Vorstellung der Klassenleitungen statt.
Fortbildungsbedarfe
Die differenzierten Profilangebote bedingen auf Seiten der Lehrkräfte hohe Ansprüche an die Bereitschaft zur Fortbildung und Entwicklung von Unterrichtseinheiten und Vorhaben.
Zur Verbesserung der Kompetenzen in Prophylaxe, Intervention und
Konfliktaufarbeitung wird kollegial ständig an Konzepten der Deeskalation, Konfrontation und Anti-Gewalt-Arbeit gearbeitet.
In Zusammenarbeit mit unseren trägereigenen Jugendhilfeeinrichtungen sollen möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schule in einzelnen dieser intensivpädagogischen Handlungsformen bis hin zum Zertifikat längerfristig geschult werden, um mehr Handlungssicherheit in der Intensivförderung zu erlangen.
Ständig können die Lehrkräfte über Einzelfortbildungen zusätzliche Impulse in
„ihren“. HaPAL-Profilbereichen erfahren.
Handlungsleitende Orientierungen
Meist integriert in fach- oder projektorientierte Lernangebote bieten wir im Schulalltag den Schülerinnen und Schülern mit intensivem Unterstützungsbedarf vielfältige Realsituationen zur Auseinandersetzung und Bewährung an.
Vorrangig zielen wir auf ein sozial verträglicheres, emotional differenzierteres und inhaltlich kompetenteres überwiegend versuchen wir bei den Resilienz- und Selbstbild fördernden Aspekten anzusetzen, indem wir
- beruhigen
- Alternativen anbieten
- ermöglichen
- anbahnen
- verstärken
- rückmelden
- wiederholend üben
- stabilisieren
- Verhalten ausdifferenzieren
- spiegeln
- gezielt variieren
- ignorieren
- paradox intervenieren
- Anteil nehmen
Korrekturen, Konfrontationen und Interventionen unserer Kinder und Jugendlichen sind planmäßig darauf gerichtet
- die Situationsauffassung zu verdeutlichen und zu verändern
- zu einer akzeptablen Kontaktgestaltung beizutragen
- eine alternative Personen- und Konfliktwahrnehmung anzuregen
- Erfahrungen von Selbstwirksamkeit aufzuzeigen und zu bestärken
- prophylaktische „Stressimpfung“ zu leisten
- die innere Sprache und Selbstinstruktionen in Richtung auf mehr Selbstakzeptanz zu lenken
- stetig und unmittelbar Resonanz über gelingende Handlungsweisen zu geben
- Fragehaltung, Neugier und mehr Offenheit für neue Lernerfahrungen zu provozieren
- Bewusstheit vorhandener Ressourcen und aufbaufähiger „Kompetenzen“ vermitteln
- Gefährdungen und Weglaufen durch vermehrte Aufsicht und enge Kontrolle zu vermeiden
Speziell für traumatisierte, fixierte und häufig blockierte Kinder und Jugendliche soll unsere Schule als „sicherer Ort“ wahrnehmbar sein. Dies kann uns gelingen, wenn wir ungünstige Trigger und Hinweisreize kennen oder gar präventiv vermeiden können.