Warburg. Jeder Stolperstein erinnert an ein Einzelschicksal, an einen Menschen, der Opfer der grausamen Diktatur der Nationalsozialisten wurde. Rund 90.000 sind es europaweit, 111 in der Hansestadt Warburg. Insgesamt wurden, nach Aktionen in den Jahren 2009, 2010 und 2019, 37 weitere Steine gelegt. Einer davon befindet sich seit letztem Donnerstag im Eingangsbereich der Petrus-Damian-Schule.
In dem damaligen Fürsorgeheim Damianeum an der Landfurt hatte das achtjährige Sinti-Mädchen Rosa Böhmer zwischen 1937 und 1939 gelebt. Sein Vater durfte unter der Nazi-Herrschaft nicht mehr als Musiker arbeiten und wurde als Zwangsarbeiter deportiert. Das Mädchen lebte dann zunächst allein bei der Mutter. Von dort wurde es ins Heim eingewiesen und gelangte zu Pflegeeltern, bei denen sich Rosa wohlfühlte. Doch die Harmonie währte nicht lange: Während des Unterrichts betraten unversehens eine Dame und zwei Herren den Raum und nahmen das Mädchen mit. Sie wurde zurück zur Mutter gebracht, mit ihr und den Geschwistern nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Mit ihrer Klasse hatte Lehrerin Verena Stuckenbrock die Shoa und Rosas Schicksal im Unterricht besprochen und bei den Schülerinnen und Schülern Emotionen geweckt. „Dahinter steckt mehr als nur Daten und Fakten aus einem Geschichtsbuch“, so die Pädagogin. Auch Heike Wigge, stellvertretende Schulleiterin, betont: „Das Thema darf nicht in Vergessenheit geraten“. Es sei wichtig, die jungen Leute dafür zu sensibilisieren, und ihnen deutlich zu machen, „dass es auch heute noch Rassismus und menschenverachtendes Verhalten gibt“. Daran erinnere sie der Stein am Schuleingang.
Dass hinter jedem Stein ein einzelner Mensch mit seiner besonderen Geschichte stecke, betonte Ruth Kröger-Bierhof von der Warburger Stolperstein-Initiative.
Die Jugendlichen berühren die Geschichte Rosa Böhmers und aller Opfer des Naziterrors. „Was früher passiert ist, darf sich nicht wiederholen“, sagt Linus. Elias fügt hinzu, der Stolperstein sei „eine gute Sache“. Es gehe um „ein armes Kind, an das hier erinnert wird“, ergänz Mika und schüttelt den Kopf ob des rücksichtslosen Vorgehens der Nazis. „Sehr schlimm, Hitler hat grundlos getötet, wie ehrenlos“, findet Pascal ein deutliches Urteil.